Autor: AS Histo Journal

Alexandra Doerrier – Die Lukasbrüder

Das Streben nach künstlerischer Vollkommenheit – Lukas, einer der Apostel Jesu und von künstlerischem Geschick, malt als erster ein Portrait von der Gottesmutter Maria, das natürlich wundertätig war. Somit empfahl er sich als Schutzpatron der Maler und entsprechend hießen die Zünfte der Maler Lukasbruderschaften. Malerei galt noch als Handwerk, der Maler als Handwerker der Kirchen und Klöster, einer der Heilige abbildete, Auferstehungen oder Kreuzigungen malte. Weltliche Themen wurden höchstens einmal auf Werbeschilder gemalt. In Köln heißt die mittelalterliche Straße der Maler bis heute Schildergasse. Das Buch »Die Lukasbrüder« spielt Anfang des 19. Jahrhunderts. In einer Zeit, in der die Kunst den Bezug zur Religion verloren hat, in der Napoleon viele Kirchen säkularisiert und der Papst im Exil lebt, nennt sich eine Gruppe von jungen Künstlern nach dem Apostel. Die Lukasbrüder stoßen mit einer neuen Strömung in dieses spirituelle Vakuum, sie streben nach einer größtmöglichen Schönheit, nach einer Vollkommenheit, wie sie nur der Religiosität innewohnt, und wie sie Raffaels Gemälde auszeichnet. Oder Michelangelos. Und die Lukasbrüder sind sich einig, dass diese Vollkommenheit nicht an der Kunstakademie …

Histo Journal Interview mit Susanne Goga

Just ist mit »Es geschah in Schöneberg« der bislang fünfte Fall des sympathischen Kommissars Leo Wechsler erschienen. Lesern des historischen Genres ist Leo natürlich schon länger bekannt. Wie auch seine Erfinderin, die Autorin Susanne Goga. Ihr »Leo« – seines Zeichens unerschrockener Kommissar, der im Berlin der 1920er ermittelt – verzeichnet eine stetig wachsende Fangemeinde. Dem Histo Journal stand die sympathische Autorin in einem längeren Interview nun Rede & Antwort.- Susanne Goga über das Berlin der 1920er Jahre, Wärmepflaster und wieso sie sich ausgerechnet mit Buddha zu Schwarzwälderkirschtorte und Kaffee verabreden würde … Histo Journal: Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch zur Wahl ins PEN-Zentrum Deutschland. Susanne Goga {SG}: Vielen Dank, Alessa. Histo Journal: Was bedeutet dir die Aufnahme in den PEN? Verändert sich dadurch für dich etwas? SG: Als eine geschätzte Übersetzerkollegin sagte, sie wolle mich für die Mitgliedschaft vorschlagen, war ich völlig überrascht. Für mich war das immer eine Organisation, in der die ganz Großen vertreten sind, und ich hätte nie damit gerechnet, hineingewählt zu werden. Die Charta zu unterzeichnen, fühlte sich feierlich an, und ich …

Susanne Goga – Es geschah in Schöneberg

Gogas Leo-Reihe ist ein absolutes ›Must-Read‹. – Morgenstern & Fink fiebern ihrer kommenden Modeschau im prestigeträchtigen Romanischen Café in Schöneberg entgegen. Sie sind der neue aufgehende Stern am Modehimmel Berlins, denn ihre Kreationen begeistern nicht nur die Damen der Berliner High Society. Das Event im angesagten Künstlercafé soll den Platz ihres Sterns festigen – und natürlich ihre Mode dauerhaft etablieren. Es steht also viel auf dem Spiel für Lotte Morgenstern und ihren Ehemann Carl Fink, denn erwiese sich die Show als Reinfall, gefielen den Kundinnen die extravaganten, zumal recht kostspieligen, Kreationen nicht, dann könnte sich ihr Stern unversehens in eine Sternschnuppe verwandeln … Womit die beiden Modeschöpfer nicht gerechnet haben, ist indes ein hinterhältiger Anschlag. Der beendet die Show, ehe sie richtig hat starten können. Ein Unbekannter hat zwei spezielle Kleider, mit denen zwei Mannequins das Event glamourös eröffnen sollten, mit dem Gift Capsaicin präpariert. Sofort ist die Lage prekär. Die Models schreien und winden sich vor Schmerz, denn das Gift Capsaicin verätzt die Haut, kaum dass es mit ihr in Berührung kommt. Unvermittelt bricht Panik …

Gastartikel: Christiane Lind über Christopher Marlowe

Ein dubioser Tod in Deptford – Christopher Marlowe, genannt Kit, im selben Jahr wie William Shakespeare geboren, galt seinen Zeitgenossen als einer der größten Dichter. Marlowe schrieb als erster Theaterstücke im Blankvers und ist Verfasser der tragischen Geschichte des Doctor Faustus, die Goethe inspirierte. Dennoch kennen ihn heutzutage wohl nur Literaturwissenschaftler und Theaterfreunde, während nahezu jeder Mensch von Shakespeare gehört hat und eines seiner geflügelten Worte zitieren kann. Was führte dazu, dass Christoper Marlowe in Vergessenheit geriet, während sein Kollege und Konkurrent William Shakespeare unvergesslich bleibt? Vielleicht liegt es am allzu frühen Tode des Dichters, Lebemann und Spion Christopher Marlowe. Am 30. Mai 1593, mit 29 Jahren, auf dem Höhepunkt seines Ruhms als Dichter, starb er unter mysteriösen Umständen in einem Gasthaus in Deptford an der Themse. Ein Streit um die Rechnung sollte angeblich eskaliert sein. Marlowe zückte seinen Dolch, den ihm sein Zechkumpan Ingram Frizer entriss. Frizer wiederum stach zu und tötete Christoper Marlowe durch einen Dolchstoß über dem rechten Auge. Etliches an diesem Tod bleibt rätselhaft und bietet Ansatzpunkte für Verschwörungstheorien. Wirtshausschlägereien gab …

Louise Welsh – Tamburlaine muss sterben

Es lebe Christopher Marlowe! – Shakespeare ist tot – und das nun schon seit 500 Jahren. Es lebe Christopher Marlowe. Der ist auch tot und zwar seit 523 Jahren. Aber in dem Roman »Tamburlaine muss sterben« von Louise Welsh lebt er noch einmal auf und mit ihm das London der elisabethanischen Zeit. Der Roman erschien schon 2004 in England und 2005 auf Deutsch im Antje Kunstmann Verlag. Das Shakespeare-Jahr bietet einen wunderbaren Anlass, diesen Roman einer Preis gekrönten Autorin vorzustellen. Würde man Christoper Marlowe noch kennen, wenn es Shakespeare nicht gegeben hätte? – und wenn da nicht die ewigen Gerüchte wären, dass beide die selbe Person waren? Fakt ist: Über Shakespeare weiß man wenig und das was man weiß, ist so unspektakulär, dass es nicht zu seinen Stücken und Gedichten zu passen scheint. Deftig geht es da zu, es wird gestorben, gemordet und vor allem geliebt. Und das soll ein Mann geschrieben haben, dessen Geiz und Sparsamkeit vor allem aktenkundig geworden sind, dem es eines Tages irgendwie nicht ganz wohl war und der dann starb. …

C.J. Sansom – Die Schrift des Todes

»Ich wollte sie nicht brennen sehen« – Vertraut Matthew Shardlake seinem Leser gleich zu Beginn seines neuen Falls an. Nein, natürlich nicht. Aber Ketzer sind im London des Jahres 1546 nun einmal nicht mehr sicher. König Heinrichs VIII. Willkür und Wankelmütigkeit in Glaubensfragen sei Dank. Die Leugnung, »dass in Brot und Wein der Heiligen Wandlung Christi Leib und Blut gegenwärtig seien« {S.15}, ein falsches Wort, ein unvorsichtig hervorgebrachter Satz und – zack! – stirbt ein vormals unbescholtener Londoner Bürger qualvoll auf dem Scheiterhaufen. Begafft von einer zumeist tumben Menschenmenge, die sich an dem grausamen Schauspiel ergötzt. Shardlake indes ist kein Gaffer. Er gehört nicht zur Gruppe der empathielosen Gesellen, die die {literarische} Weltgeschichte überschwemmen wie Unrat. Ganz im Gegenteil. Nicht nur für seine Zeit ist Shardlake ein höchst empfindsamer und mitfühlender Mensch. Einer, der für seine ›Gefühlsduselei‹ verhöhnt und verlacht wird, die ihm als Schwäche ausgelegt wird. So wohnt Shardlake diesem grausamen Spektakel auch nicht freiwillig bei, sondern in seiner Funktion als Anwalt des Lincoln’s Inn, das er, aufgrund einer Anweisung Heinrichs VIII., zu repräsentieren hat. …

Gastartikel: Günther Thömmes über das Reinheitsgebot vom 23. April 1516

Am 23.4.2016 jährt sich zum 500. Mal der Tag, an dem die beiden damals Bayern gemeinsam regierenden Herzöge, Wilhelm IV. und sein jüngerer Bruder Ludwig X., während des Ständetags zu Ingolstadt die später als »Reinheitsgebot« bekannt gewordene Verordnung erlassen haben. Ein willkommener Anlass, um einmal zurück zu schauen auf deren wechselvolle Geschichte und ihre Interpretationen. Herzlichen Glückwunsch: 500 Jahre »Reinheitsgebot« für Bier – eine Würdigung Gastbeitrag von Autor und Dipl. Braumeister Günther Thömmes> Die Hoffnung der Brauerbünde {des Deutschen wie auch des Bayerischen} auf Anerkennung des Reinheitsgebotes als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe erhielt Anfang 2015 einen herben Dämpfer: Der Antrag wurde abgelehnt. Warum und weshalb? Dazu muss man einmal einen Blick hinter die Kulissen werfen. Denn ein Reinheitsgebot gibt es eigentlich gar nicht. Es offenbart sich uns vielmehr in mindestens drei Spielarten: Da ist zum einen der offizielle Text dieser Verordnung, dessen Beginn jeder Brauer und Bierfan wohl im Schlaf aufsagen kann: »Wie das Bier im Sommer und Winter auf dem Land ausgeschenkt und gebraut werden soll.« Zum Zweiten gibt es die Version des Reinheitsgebotes der Brauerbünde …

Tom Hillenbrand – Der Kaffeedieb

Chalons Six – Es ist das Jahr 1683, und ganz Europa lechzt nach Kaffee. Überall schießen Kaffeehäuser aus dem Boden. Obediah Chalon ist einer derjenigen, der dem arabischen Getränk verfallen ist. Chalon versteht sich als sogenannter Virtuosus; ein Wissenssuchender, Sammler allerlei exotischer Exponate, Freund wissenschaftlicher Experimente und fleißiger Korrespondent. Vor allem aber ist er ein Fälscher. Ein guter noch dazu, doch nicht gut genug. Seine gefälschten Wechsel fliegen auf, er landet in den Niederlanden im Kerker. Doch sein Ruf als Hersteller exzellenter falscher Papiere hat sich herumgesprochen. Die VOC – die Vereinigte Ostindische Compagnie – wurde auf ihn aufmerksam. Die niederländischen Handelsherren machen Obediah ein Angebot, das er nicht ablehnen kann. Und auch nicht will, kommt es doch seinem Hang nach Freiheit, Abenteuer und Wissenszuwachs entgegen. So ist dabei nicht nur sein Genie als Fälscher gefragt, sondern sein flexibler Verstand, der in der Lage ist, Probleme zu lösen, möglichst schon bevor sie auftreten. Für die gewaltige Aufgabe, nämlich Kaffee zu stehlen, bedarf er indes weiterer Unterstützung, denn so einfach, wie es sich anhört, ist das …

Gewinner der Annis Bell Verlosung

Unsere Gewinner der Buchverlosung »Die schwarze Orchidee«! Hier noch einmal unsere Frage: Wie heißt das Gut des exzentrischen Orchideenzüchters in Northumbria? a) Stourhead b) Winton Park c) Melford Hall Die richtige Antwort ist b) Winton Park Aus den richtigen Einsendungen hat Fortuna ihr Füllhorn über folgende Gewinnerinnen und Gewinner ausgeschüttet: Ein signiertes Taschenbuch bekommen: Margit Seibel Oliver Freynhagen Oleg Schwabauer Dem Urteil der Göttin beugen wir uns. Wir gratulieren! In den nächsten Tagen wird per Post ein Taschenbuch inklusive Histo Journal Lesezeichen zugestellt! Wir bedanken uns bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die so zahlreich mitgemacht haben, aber die dieses Mal leider kein Glück hatten*! Wer mehr über »Lady Jane und die schwarze Orchidee« wissen möchte …  hier geht es zum Interview mit der Autorin Annis Bell! *Die Gewinner werden nach Ablauf des Gewinnspiels ausgelost. Sie werden via Email benachrichtigt und erhalten jeweils eines der fünf Romanexemplare per Post zugestellt. Bei den Gewinnen handelt es sich um einen Sachpreis, dieser wird nicht entsprechend seinem Wert als Bargewinn ausgezahlt. Die Teilnehmer erklären sich damit einverstanden im Falle …

Gastartikel von Annis Bell

In diesem Gastbeitrag der Autorin Annis Bell steht eine Pflanze im Fokus: die Orchidee. Ihre Namen lauten Vanda caerulea, Phalaenopsis lobbii oder Angraecum citratum – englische Sammler gaben wahre Vermögen aus, um sie in ihren Besitz zu bringen. Annis Bell über den Orchideenrausch im viktorianischen England … Gastbeitrag von Annis Bell Orchideenrausch im viktorianischen England Die Orchidee gehört wohl zu den seltsamsten, faszinierendsten und einschüchterndsten Blumen. Sie scheint ihren Betrachter anzustarren und auszulachen und hat etwas ungleich erotisches. Nicht umsonst hat sie ihren Namen aus dem Griechischen – orkhis für testicle. Ihre Blüte wird mit Lippe und Mund beschrieben. Allein dieses Aussehen musste die seltene Pflanze sehr reizvoll für die von Prüderie und strengen Moralvorstellungen geprägten Menschen im viktorianischen England gemacht haben. Diese doppelbödige Prüderie ging so weit, dass es als unschicklich galt das Wort »Bein« zu benutzen. So wurden Klavierbeine verhüllt und auch über Tisch- oder Stuhlbeine sprach man nur ungern. Andererseits ergötzte man sich an Kuriositäten wie altägyptischen Mumien, die gern als Attraktion zum Nachmittagstee ausgewickelt oder pulverisiert zu Wandputz oder Medizin verarbeitet …