Autor: AS Histo Journal

Das Echo der Toten – Beate Sauer

Buchbesprechung: Beate Sauer »Das Echo der Toten–« Januar 1947, der Krieg ist seit knapp zwei Jahren vorbei, doch Frieden ist noch in weiter Ferne. Die Städte liegen in Trümmern, die Menschen kämpfen um ihr Überleben. Alles ist Mangelwaren, Lebensmittel, ein Dach über dem Kopf und Kohlen schwer zu bekommen. Friederike Matthée, Polizeiassistentenanwärterin bei der weiblichen Kriminalpolizei hat es gut getroffen, durch ihre Arbeit hat sie ein kleines, aber regelmäßiges Einkommen. Und sie kann sich ein kleines Zimmer in der Kölner Südstadt leisten, in dem sie mit ihrer Mutter zusammen wohnt. Einziger Haken dabei: das Zimmer ist für städtische Angestellte und Beamte reserviert, und nun muss Friederike fürchten, auf der Straße zu stehen, denn sie lässt es im Dienst nicht nur an Disziplin fehlen, sondern hat auch noch bei einem Einsatz jämmerlich versagt. Als sie zu ihrer Vorgesetzten zitiert wird, fürchtet Friederike ihre Entlassung, denn ihre Vorgesetzte Gesine Langen kennt kein Erbarmen. Doch die überrascht sie, Friederike darf bleiben, vorerst. Dass sie gut mit Kindern umgehen kann und über gute Englischkenntnisse verfügt, rettet sie diesmal. Denn …

Die Toten von Paris – Michelle Cordier

Buchbesprechung: Michelle Cordier »Die Toten von Paris–« Gerade haben die Alliierten die Deutschen aus Paris verlassen, als der junge Inspektor Jean Ricolet im Sommer 1944 aus den südfranzösischen Cevennen in der Metropole eintrifft. Überwältigt von der Stadt, die sich noch ganz dem Taumel der wiedergewonnen Freiheit hingibt, genießt Ricolet die fremden Eindrücke der Großstadt. Einerseits erlebt er die Härten des Krieges, zerbombte Gebäude, Lebensmittelknappheit, Barrikaden, Einschusslöcher, andererseits die erwachende urbane Lebendigkeit und Lebensfreude. So erhebend die städtische Atmosphäre auf ihn wirkt, so ernüchternd ist sein Arbeitsantritt in der Securité. Viele Polizisten wurden als Kollaborateure verhaftet oder suspendiert, herrscht Personalmangel, seine beiden Kollegen schieben resigniert Dienst nach Vorschrift. Der ihm vorgesetzte Kommissar Brulait betrachtet das Landei Ricolet mit gemischten Gefühlen. Ist er ein Tölpel vom Land, oder ein pfiffiger Bauernschlauer? Einerseits könnt Brulait fähige Verstärkung in seinem Team gut gebrauchen, andererseits käme ihm selber wegen seiner Kooperation mit den Deutschen eine weitere Schlafmütze sehr gelegen. Ricolet bekommt den Fall eines vom Mob erschlagenen Fleischers, eine klare Sache, denkt Brulait, Routinearbeit. Genau richtig für den Neuen. Doch …

Die Bücherjäger – Dirk Husemann

Buchbesprechung: Dirk Husemann »Die Bücherjäger –« Im Jahr 1417 ist in Konstanz der Teufel los, fast im wahrsten Sinne des Wortes. Die Anhänger des deutschen Königs hatten Papst Johannes mit der Aussicht auf ein Turnier aus der Stadt gelockt, um ihn zu ermorden. Der Papst ist Johannes der XXIII, mit bürgerlichem Namen Baldassare Cossa hat er sich als Seeräuber im Thyrrenischen Meer einen Namen gemacht. Als Sohn des Grafen von Troia war Cossa zunächst Offizier, wurde als Laie Kardinal und erhielt später die geistlichen Weihen. Bis er zum Papst avancierte. Zu einem von drei Päpsten, genauer gesagt, denn es ist die Zeit des abendländischen Schismas. In den letzten Jahren, als die Päpste in Rom und Avignon konkurrierende Ansprüche stellten, wurde Cossa Nachfolger von Alexander V., der 1409 vom Konzil von Pisa als neuer Papst gewählt worden war. Damit gab es aber nun drei konkurrierende Päpste. Mit jeweils entsprechender Gefolgschaft. So ist der historische Rahmen des Romans grob umrissen, der während des Konzils in Konstanz seinen Anfang nimmt. Mit der Flucht Baldassares aus der Stadt. Eigentliche …

Der Kaufmann und die Unbeugsame – Daniela Wander

Der höfische Alltag in all seinen Facetten … Kein angenehmer Zeitgenosse, den Hermann von Auerbroich für seine Tochter Jolanda ausgesucht hat. Walther von Doncerbosch, Mitglied des Hofstaats von Wilhelm V, Herzog von Jülich-Kleve-Berg, ist als gewalttätig und jähzornig bekannt. Kein Wunder, dass Jolanda der bevorstehenden Heirat nicht vor Freude jauchzend entgegensieht. Um ihr Schicksal zu wenden, ist sie ins Damenstift nach Gerresheim geritten, um vor der Muttergottes um Hilfe zu beten. Doncersbosch soll von seinem Eheversprechen zurücktreten, so ihre Hoffnung. Hatte sie zuvor noch vor der Muttergottes darum gebetet, dass der Kelch der Hochzeit an ihr vorübergehe, folgt die Reaktion auf ihre Gebete auf dem Fuße. Eine der jungen Kanonissen entdeckt einen Mann im Garten, unter dem blühenden Kornelkirschbaum. Ein Mann im Klostergarten, skandalös genug, allein dieser Mann war zweifellos tot. Und als Jolanda erkennt, um wen es sich bei dem Mann handelt, erschrickt sie dann doch. »Sie hatte eine Lösung ihrer Probleme finden wollen. Was sie jedoch gefunden hatte, war Doncerbosch. Er lag im Dreck, dort, wohin sie ihn im Geheimen gewünscht hatte. Und …

Der nasse Fisch – Comic

Ich-Erzähler und ›voice over‹ – Vor mittlerweile zehn Jahren erschien Volker Kutschers historischer Kriminalroman »Der nasse Fisch« im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Hauptfigur ist der eigenwillige Kommissar Gereon Rath, der im Berlin der ausgehenden Weimarer Republik ermittelt. Raths erster Fall bildete den Auftakt zu einer erfolgreichen Reihe. Mit »Lunapark« ist just der sechste Fall erschienen. Arne Jysch ist Storyboardzeichner, Animator und Drehbuchautor. 2014 erschien im Carlsen Verlag seine Graphic Novel »Wave and Smile«, in dem er den deutschen Afghanistan-Einsatz in den Fokus rückte. Als er vor ein paar Jahren die Romane Kutschers entdeckte, wollte er sofort den ersten Band der Reihe für einen Comic zu adaptieren. Und Jysch hatte Glück. Kutscher gab sein Einverständnis – er selbst ist ein großer Comicfan – und ließ Jysch sogar komplett freie Hand, denn er bestand noch nicht einmal darauf das »Drehbuch« zum Comic selbst zu schreiben. Die Verantwortung des Projektes lag ganz bei Jysch. Vier Jahre hat er an der Adaption des Krimis gearbeitet, an einer stimmigen Reduzierung der Geschichte gefeilt, ohne den Plot zu sehr zu verändern. …

Grimms Morde

Hörbücher Rezension: Grimms Morde – Schreckliches passiert den Menschen in den Grimmschen Märchen: Eine Mutter hackt ihrer Tochter den Kopf ab, aus Versehen – huch! -, abgesehen hatte sie es eigentlich auf den Kopf ihrer Stieftochter. In einem anderen Märchen lockt ein Serienmörder seine Opfer, allesamt Mädchen, in sein Haus und tötet sie mit seinem Beil. Wieder ein anderes erzählt von einer eitlen Königin, die nach der falschen Antwort ihres magischen Spiegels beschließt, ihre Stieftochter ins Jenseits zu schicken. Menschliche Abgründe soweit das Märchenauge blickt … Aber eben nicht nur dort. Schreckliches passiert auch 1821 in Kassel. Zumindest in Tanja Kinkels Roman »Grimms Morde«. Noch bevor der erste Absatz des Prologs verklungen ist, präsentiert die Autorin ihren Hörern auch schon die erste Leiche. Sehr zum Bedauern des Oberwachtmeisters Blauberg ist die Tote ausgerechnet die Freiin von Bachros, ihres Zeichens ehemalige Mätresse des just verstorbenen Kurfürsten. Kochend heißes Wachs hat der Mörder über das Gesicht seines wehrlosen Opfers gekippt – und sie damit sprichwörtlich ›mundtot‹ gemacht. Im Dekolletee der Dame findet sich ein Bogen Papier, auf …

Das Fundament der Ewigkeit

Von Kingsbridge in die weite Welt – Der neue Kingsbridge-Roman von Ken Follett ließ lange auf sich warten, nun liegt er seit einiger Zeit vor und wartet mit über tausend Seiten auf. Es ist ja auch eine ansehnliche Zeitspanne, die Follett in seinem neusten Roman bearbeitet: das Elisabethanische Zeitalter. So beginnt der Roman denn auch mit den Ränken um die Thronbesteigung der protestantischen Elisabeth, die ihre Rechte gegenüber der katholischen Maria Stuart durchsetzen kann. Der Roman beginnt prall und farbenfroh, gern folgt man dem Schicksal des Helden Ned Willart und seiner Mutter, Alice, die nach dem Tod ihres Mannes das Kaufmannsgeschäft sehr erfolgreich fortführt. Alice ist voll guter Ideen, die ihr Geschäft vorantreiben und sie zu einem angesehenen und anerkannten Mitglied der Gesellschaft werden ließ. Doch Wohlstand und Erfolg haben stets ihren Preis, sie rufen Neider auf den Plan. So nimmt das Schicksal seinen Lauf: die Familie Willart verarmt, der Sohn Ned gelangt aber durch Beziehungen an die Seite von Elisabeth, wo er fortan in unverbrüchlicher Treue ausharren wird, durch alle Höhen und Tiefen, ihre …

Die Orient-Mission des Leutnant Stern

Empfehle sofortige Heimkehr – Polemos! – Leutnant Stern, damals noch einfach »Edgar Stern« erfährt an der belgischen Küste vom Krieg. Er ist Journalist und genießt die Ferien am Stand. Unerwartet beendet ein Telegramm das Idyll: Sein Vater schickt ihm die Botschaft, Polemos – Krieg! – und Stern bricht die Sommerfrische sofort ab. Als Offizier im 1. Westfälischen Pionier-Bataillon Nr. 7 hat er fortan die Aufgabe, am rechten Rheinufer eine zweite Auffanglinie vorzubereiten. Eine Aufgabe, die den Intellekt des jungen Offziers Stern nicht ausreichend fordert. Zumal er den Sinn der Auseinandersetzung nicht begreift. »Zu viele Gemeinsamkeiten gab es zwischen Deutschland und Frankreich, es war Stern im Zeitalter der Aufklärung, der Maschinen, der industriellen Zusammenarbeit nicht mehr möglich erschienen, dass sich die beiden Länder in einen geradezu mittelalterlich anmutenden Krieg begeben sollten. {S. 26} Während Stern also im heißen August Weinberge umpflügen lässt, um Kabel in wertvolle Schieferböden zu verlegen, vertreibt er sich die Zeit mit Gedankenspielen über den Krieg. »Er nannte es mentale Ertüchtigung« {S. 31} Im speziellen befasste er sich mit der »englischen Frage«: Was …

Ein Job für Delpha

Das Gefühl von Freiheit – Texas, 1973. Delpha Wade sucht einen Job. Das ist erwartungsgemäß keine einfache Sache, denn Delpha ist soeben aus dem Gefängnis entlassen worden. Vierzehn Jahre hat sie gesessen. »Das schloss Scheckfälschung, Betrug, den Griff in die Kasse und Drogenbesitz aus«, denkt Tom Phelan, der Privatdetektiv, als sie sich bei ihm um eine Sekretärinnenstelle bewirbt und ist ein wenig beunruhigt. Aber ihr Bewährungshelfer ist sein Kumpel Joe Ford, und Tom ist ihm noch einen Gefallen schuldig. In Joes Augen zumindest. Tom Phelan erweist sich zwar als ziemlich hartgesottener Detektiv, doch ausgestattet mit einem weichen Herzen. Und so gibt er Delpha eine Chance. Zwangsläufig. Phelan ist noch neu im Geschäft. Er arbeitete auf einer Bohrinsel, verlor einen Finger und hat sich jetzt als Privatdetektiv niedergelassen. Dies ist seine Rückkehr aus der Abgeschiedenheit einer rauen Männerwelt in das wirkliche Leben. Das Geschäft läuft noch nicht wie gewünscht, dem soll aber eine großflächige Werbeanzeige in der örtlichen Tageszeitung abhelfen. Und tatsächlich, mitten in das Bewerbungsgespräch mit Delpha Wade platzt eine Mandantin, und Delpha kann sofort …

Gastbeitrag von Beate Sauer

Gastbeitrag von Autorin Beate Sauer – Als ich »Polizistinnen im geteilten Deutschland« von Bettina Blum las, recherchierte ich über eine ganz andere Zeit als die direkten Nachkriegsjahre. Doch dann stieß ich auf jene beiden Interviewpassagen. In einer schildert eine Beamtin der Weiblichen Kriminalpolizei {WKP} wie sie einen kleinen Jungen befragen sollte, der Zeuge eines Mordes geworden und darüber verstummt war. Er war so verschreckt, dass er sich vor ihr unter einem Tisch versteckte. Die Beamtin wusste sich nicht anders zu helfen, als zu ihm unter den Tisch zu kriechen. So gelang es ihr, das Kind zum Sprechen zu bewegen. Der Mord konnte aufgeklärt werden. In einer anderen Interviewpassage erzählte eine Beamtin, wie sie in der Nachkriegszeit von einem männlichen Kollegen durch eine Winterlandschaft zu einem Dorf gefahren wurde. {Zu dieser Zeit hatten die Beamtinnen der WKP häufig noch keinen Führerschein.} Ich sah Schnee bedeckte Ruinen und verbrannte Bäume in einer unwirtlichen ländlichen Gegend vor mir. Dieses Bild und die Szene der Beamtin, die unter dem Tisch mit einem kleinen Jungen sprach, ließen mich nicht mehr …