Autor: AS Histo Journal

Histo Journal Cinema: Früher war alles gruseliger

Ein kleiner Ausblick auf die Kinostarts historischer Filme 2018 – Das Historische und das Übersinnliche gehen auch im Film gerne zusammen, vielleicht liegt es am Kerzenschein, vielleicht hat das Überirdische in den Zeiten vor der Erfindung der Kühlschrankbeleuchtung eine größere Glaubwürdigkeit: Wenn wir wissen, dass sich die Menschen dieser vergangenen Zeit von Göttern und Geistern umgeben sahen, sind auch wir eher bereit, Ehrfurcht und Schrecken zu empfinden. 2017 siedelte Martin Scorsese daher den großen Glaubenskampf eines Jesuiten im Japan des ausgehenden 16. Jahrhunderts an. Menschen, die sich für eine jenseitige Welt qualifizieren wollen, treten in unserer Gegenwart eher als Terroristen auf, nicht als Sinnsuchende und schon gar nicht als Wohltäter. Scorseses Drama »Silence« wirkte daher wohltuend aus der Zeit gefallen, man spürte förmlich den langsamen Atem der Besinnung und der Innenschau. Einen Blockbuster produziert man so sicher nicht. 2018 macht sich eine Frau auf die Suche nach der Wahrheit und dem Glauben: »Maria Magdalena« {Filmstart: 23.03.18}. In der biblischen Überlieferung hatte sie ihren Einstand als Hure, dann wird sie zu Jüngerin von Jesus und – …

Grimms Morde

Grimms Morde – Üblicherweise kennen wir Tanja Kinkel von ihren fulminanten historischen Romanen, wobei sie sich nie auf eine Epoche festlegt, sondern sich souverän zwischen Antike und der Jetztzeit bewegt und so die Leser stets aufs neue überrascht. In Grimms Morde verknüpft Tanja Kinkel den historischen mit dem Kriminalroman. Einem Genre, in dem sich die Autorin, wenn ich es recht überblicke, eher selten bewegt. Die Brüder Grimm, um die geht es natürlich. Wenn man den Titel gelesen hat ist das keine Überraschung. Und die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm mit Mord und Totschlag in Verbindung zu bringen, ist ebenfalls keine Kunst, wenn man die blutrünstigen Kinder- und Hausmärchen bedenkt, in denen ja literweise Blut vergossen wird und Menschen mitunter auf grausige Weise vom Leben zum Tode befördert werden. Genau diese Märchensammlung wird den Grimms zum Verhängnis, in dem Moment nämlich, als die Freiin von Bachros tot aufgefunden wird. Die Freiin ist ja nicht irgendein Mordopfer, nicht irgendeine Adlige, sondern die ehemalige Mätresse des alten, just verstorbenen Kurfürsten von Hessen-Kassel. Und sie ist auch nicht einfach …

Die fremde Königin (Hörbuch)

Hörbuch Rezension: Die fremde Königin – Diesen ungewöhnlichen Tipp setzt Adelheid von Burgund in die Tat um. Sie gräbt und gräbt und gräbt. Ausdauernd, unerschrocken und mutig schaufelt sie sich kraft ihrer eigenen Hände den Weg aus dem Verlies hinaus, in das Berengar von Ivrea sie zwecks ›Meinungsänderung in Ehefragen‹ geworfen hat. Adelheid – kaum zwanzig Jahre alt und schon verwitwet, Mutter einer dreijährigen Tochter und eine burgundische Prinzessin – ist das, was man eine ›gute Partie‹ nennt. Denn sie ist dank ihres Gatten Lothar nicht nur eine unermesslich wohlhabende Frau, sondern auch rechtmäßige Königin von Italien. Der machthungrige Berengar beförderte König Lothar mittels Gift ins Jenseits, kidnappt Adelheid und will sie in eine Ehe mit seinem Sohn zwingen. Ein Plan, den diese nach Kräften durchkreuzt und stattdessen Otto I. um Hilfe bittet. Der reagiert sofort und schickt – auf Anraten seines unehelichen Sohnes Wilhelms – den Panzerreiter Gaidemar nach Garda, um Adelheid aus den Klauen Berengars zu retten. Als verkleideter Mönch kann er zu Adelheid in den Hof der Burg vordringen und ihr zuraunen: …

Wir waren voller Hoffnung (Hör-Feature)

Hör-Feature Rezension: Wir waren voller Hoffnung – Wer kennt diese Frauen nicht? – Die vielfach mit Preisen ausgezeichnete Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger, die renommierte und Ende letzten Jahres verstorbene Dichterin Ilse Aichinger oder die Fotografin und Verlegerin Inge Feltrinelli, deren Schnappschuss von Greta Garbo seinerzeit um die Welt ging. Mit diesen und dreiundzwanzig weiteren – zum Teil weniger prominenten – Frauen führte die Kulturjournalistin Lerke von Saalfeld in der Zeit von 1985 bis 2013 Interviews, die in der Sendung »Zeitgenossen« im SWR gesendet wurden. »Was ohne jede feste Absicht einst begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einem großen historischen Projekt mündlich überlieferter Geschichte entwickelt«, schreibt von Saalfeld im ausführlichen Booklet, die der CD Box beigefügt ist. Ein Booklet übrigens, dass der Hörer unbedingt durchblättern und lesen sollte, finden sich dort doch aktualisierte Kurzviten der jeweiligen Frauen. Mögen die Lebenswege der fünfundzwanzig Frauen auch sehr unterschiedlich verlaufen sein, eines ist ihnen allen gemein, sie alle sind in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geboren. Mitten hinein in eine Zeit des politischen und gesellschaftlichen …

Die Hüterin des Templerschatzes

Dem Tempelschatz auf der Spur – In ihrem neuen Roman befasst sich »Sabine Martin« – bekanntermaßen verbirgt sich hinter dem Namen das beliebte Autorenduo Sabine Klewe und Martin Conrath – mit dem Templerorden. Templer! Allein der Name erzeugt schon abenteuerliche Vorstellungen. Jeder hat von ihnen gehört, jeder verbindet damit mehr oder weniger spannende Geschichten von Rittern, und blutigen Schlachten unter der brennenden Sonne des Heiligen Landes. Das Thema ist schließlich nicht ohne Grund bei Schriftstellern beliebt, viele historische Romane beschäftigen sich mit den kampflustigen Brüdern, deren Orden gegründet wurde, um die Pilger auf ihrem Weg ins Heilige Land zu schützen. Ihre hehren Ideale bringen viel Ruhm und Ehre mit sich, damit einher gehen aber auch Neid und Missgunst – wie stets bei erfolgreichen Akteuren in der Weltgeschichte. Und die Templer waren sehr erfolgreich. Sie verfügten zuletzt über ein schier unermessliches Vermögen. Obwohl Ruhm und Ehre allein schon genügen würden, um Neider auf den Plan zu rufen, so gelingt dies materiellen Gütern allemal. Erst recht, wenn der Reichtum legendär ist wie der ihre. Abgesehen vom sagenhaften …

Eine kurze Geschichte der Menschheit

Eine kurze Geschichte der Menschheit – Geschichte der Menschheit« in Verbindung mit dem Adjektiv ›kurz‹ scheint ein Widerspruch in sich zu sein. Auch wenn das Buch von Yuval Noah Harari stattliche 526 Seiten umfasst, so kann es naturgemäß nur einen Abriss der wesentlichen Entwicklungssprünge aufzeigen, die die Menschwerdung und das Menschsein im Laufe der Geschichte – vom Affen bis zum Homo sapiens – innerhalb immerhin rund 70.000 Jahren vollzogen hat. Und welche Revolutionen uns zu dem machten, was wir heute sind. Harari geht dabei von vier Revolutionen aus, die den Menschen formten. Dabei schafft die erste die Basis für alle weiteren Errungenschaften. Harari nennt sie die »kognitive Revolution«. Das heißt nichts anderes, als die Entdeckung der Kommunikation. Also nicht allein einer Sprache, die dazu dient, Informationen auszutauschen – das können Tiere genauso gut – nämlich zum Beispiel vor Gefahren zu warnen oder mitzuteilen, wo die besten Futterplätze sind. Es könnte sein, dass es dem Menschen nicht darum ging, sich über »Löwen und Büffel zu unterhalten, sondern vielmehr über seine Artgenossen, so eine der von vielen …

Homestory – Angela Steidele

Histo Journal Homestory: T.M. Schurkus zu Gast bei Angela Steidele – Anne Lister hat tausende Seiten Tagebuch-Aufzeichnungen hinterlassen, zum Teil im Geheimcode. Sie füllte viele Seiten mit Anmerkungen über sich selbst, vom Stuhlgang bis zur Liebesaffäre. »Die Menge ihrer Aufzeichnungen nahm proportional zu ihrem Alter zu«, sagt Angela Steidele, und nicht immer schied Anne das Wichtige vom Unwichtigen. Welchen Rückschluss erlaubt das über ihren Charakter? »Ich wollte keine medizinischen Begriffe benutzten«, so die Autorin Steidele, aber man könnte sicher den Begriff »Narzissmus« heran ziehen, um ihre Selbstvergewisserung zu skizzieren. Sie besaß das Talent, sich immer im Recht zu sehen, auch und besonders, wenn andere unter ihr zu leiden hatten, und das traf auf fast alle ihre Frauen zu. Sie waren eifersüchtig auf das Tagebuch, mit dem Anne Lister viele Stunden des Tages verbrachte. »Sie wurde tobsüchtig, wenn man versuchte, es ihr wegzunehmen.« Angela Steidele ›begegnete‹ Anne Lister während ihres Studiums. Als lesbische Frau geht sie der Frage nach, wie andere Frauen zu anderen Zeiten ihre gleichgeschlechtliche Liebe {er}lebten, so beispielsweise in ihren Veröffentlichungen zu Catharina …

Anne Lister. Eine erotische Biographie

Anne Lister. Eine erotische Biographie – In den Romanen von Jane Austen gibt es eine Information über unverheiratete Männer, die den betreffenden voraus eilt: Er hat soundso viel Pfund im Jahr. Übersetzt bedeutet dies: Das ist das Gehalt, das man im Job als seine Ehefrau beziehen kann, und entsprechend eifrig wird sich beworben oder eben nicht. Und dann geht es natürlich mal augenzwinkernd, mal seufzend um eine unberechenbare Größe auf dem Heiratsmarkt: Das Gefühl, die Liebe. Um Erotik, um Triebe und Lust geht es natürlich nicht. Der Erfolg dieser Romane hat das Frauenbild des frühen 19. Jahrhunderts bis in unsere Tage geprägt: Die Frau war heterosexuell, gewitzt, Mode bewusst und romantisch. Am Ende der über sie erzählenswerten Geschichte hat sie den Mann gefunden, der ihre emotionalen und finanziellen Bedürfnisse bedient. Angela Steidele ließ mich wissen, es sei ein Zufall, dass »Anne Lister. Eine erotische Biografie« im Jubiläumsjahr von Jane Austen erscheint. Natürlich ist uns allen bewusst, dass es auch andere Frauenlebensläufe zu dieser Zeit gab, und es ist erfrischend, eine Biografie, basierend auf Tagebüchern {sehr …

Heldenflucht

Heldenflucht – Der große Krieg ist gerade vorbei, doch der Schrecken hält an. Anfangs hatte ja niemand mit länger andauernden Kampfhandlungen gerechnet. »Ihr werdet wieder zu Hause sein, ehe noch das Laub von den Bäumen fällt«, hatte Kaiser Wilhelm II im August 1914 versprochen. Es kam indes ganz anders. Der erste Weltkrieg wurde zu einem nie dagewesenen Schrecknis. Neue Distanzwaffen kamen zum Einsatz, denen die Soldaten in den Schützengräben nichts entgegenzusetzen hatten. Panzer, Flugzeuge und die Teuflischste: Giftgas. Kein anderer Krieg zuvor ist so gut dokumentiert wie dieser. Fotos, Filme und vor allem Briefe geben zu Herzen gehende Einblicke in die Realität des organisierten Tötens. Am Ende bleiben Leichenberge und zutiefst traumatisierte Überlebende zurück. Und angesichts der Folgen des Krieges stellt sich die Frage, was am Ende schlimmer ist, im Schützengraben an Giftgas zu ersticken, von einer Granate zerfetzt zu werden, oder von Albträumen gequält jede Nacht aufs Neue die Kampfhandlungen zu durchleben. Mit dem Verwesungsgeruch der toten Kameraden in der Nase. Der Roman »Heldenflucht« beginnt im Dezember 1918. Der Krieg ist vorbei, die zu …

Lady Jane verabschiedet sich … mit einem Gewinnspiel!

Es ist der vorest letzte Fall, den die unkonventionelle Lady Jane lösen muss. Aber auch wenn die englische Lady eine kleine Pause macht, bleibt die Autorin Annis Bell der britischen Insel weiterhin treu. In diesem kurzen Interview gibt sie Einblicke eine neue Buchserie. Um den Abschiedsschmerz ein wenig zu lindern, verlosen wir gemeinsam mit der Autorin drei signierte Exemplare des dritten Lady Jane Bandes »Die Orlow-Diamanten«. Histo Journal: Nach 3 Romanen ›Lady Jane‹ wirst du 2018 mit einer neuen Reihe starten. Ich mochte die unkonventionelle Lady sehr gern, auch weil ich ihre Entwicklung (auch im charmanten Schlagabtausch mit ihrem Ehemann) interessant fand. Wird es nach den Orlow Diamanten – in der du deine Leserinnen und Leser in revolutionäre Kreise von St. Petersburg mitnimmst – wirklich keinen Fall mehr mit ihr geben? Annis Bell ›: Danke! Lady Jane ist eine meiner liebsten Protagonistinnen! Ihr Abenteuer in St. Petersburg hat mich aus vielerlei Gründen sehr gereizt – das Setting ist einfach großartig, die politischen Hintergründe spannend und interessant und auch die persönliche Weiterentwicklung von Jane und David …