Underground Railroad
Underground Railroad – Als ich mit der Lektüre von »Underground Railroad« begann, sah ich im Fernsehen einen Bericht über Frauenmangel in China als Folge der Ein-Kind-Politik. Ein Bauer erzählte darin, dass er sich auf dem Markt eine Frau aus Vietnam gekauft hätte, die sei ihm aber nach wenigen Tagen davon gelaufen. Er wäre daraufhin zur Polizei gegangen, aber statt ihm zu helfen, belehrte man ihn dort darüber, dass es in China nicht erlaubt sei, mit Menschen zu handeln. Der Bauer war über das Verhalten der Behörden nicht glücklich, immerhin hatte er sich für den Kauf der Frau verschuldet, und er war nach wie vor der Ansicht, dass man ihm zum Recht an seinem Eigentum verhelfen solle. Sklaverei ist keine gesellschaftliche Verirrung vergangener Zeiten, auch wenn sie keine gesetzliche Verankerung mehr besitzt. Und so kann man den Roman von Colson Whitehead auch nicht als historischen Roman bezeichnen: Unter Verwendung surrealer Elemente, die manchmal in die beklemmenden Szenarien von Horror-Filmen münden, hebt er das Thema auf eine allzeitliche Ebene. Ist Südstaatenromantik harmlos? Dabei lebt und leidet seine …