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Sabine Trinkaus – Henriette – Ärztin gegen alle Widerstände

Mit diesem Roman betritt die Krimiautorin Sabine Trinkaus das Feld des historischen Romans. Ihr Thema ist die bewegten Lebensgeschichte der Henriette Hirschfeld-Tiburtius: Der ersten niedergelassenen Zahnärztin in Deutschland. Heutzutage scheint es so selbstverständlich, als wäre es immer so gewesen. Mädchen gehen zur Schule, studieren und entscheiden sich für einen Beruf. Sie verdienen ihr eigenes Geld und können ihr Leben frei gestalten. Das war jedoch nicht immer so. Blickt man in die Vergangenheit zurück, sieht man sich mit einer völlig anderen Situation konfrontiert. Noch im 19. Jahrhundert galten Frauen als Geschöpfe, deren Lebenszweck sich allein auf die Kinderaufzucht und die Organisation des häuslichen Lebens beschränkt. Philosophen wie Arthur Schopenhauer sehen sie als kindisch, läppisch und kurzsichtig, als Wesen zwischen »dem Kind und dem Manne, welcher der eigentliche Mensch ist«. In diese Welt wird Henriette Hirschfeld 1834 hineingeboren. Aber schon von klein auf zeigt sich, dass sie zu mehr berufen ist. Sie liest Romane, lernt mithilfe ihres Bruders Latein. Doch als junge … ▹ Buchbesprechung lesen!

Lesehighlights 2024: Constanze Wilken

Constanze Wilken über ihre persönlichen Lesehighlights im Jahr 2024. Gráinne Murphy »Winter People«, Legend Press 2022: Schauplatz für diese Erzählung von verschiedenen Schicksalen ist die wilde Küste Irlands. Das unberechenbare, fordernde Meer spiegelt sich in den teils traurigen Lebenslinien der Protagonisten. Einfühlsam, poetische Sprache, hallt nach. Satu Rämö »Hildur – Der Schatten des Nordlichts«, Teil 3, Heyne 2024: spannende Fortsetzung der isländischen Reihe um Hildur, die ein Geheimnis aus ihrer eigenen Vergangenheit und Kriminalfälle aufdeckt. Ich mag es, wenn Romane reale aktuelle Missstände ansprechen – wie hier die unsagbar grausame Ausbeutung trächtiger Islandpferdstuten, denen literweise Blut für die industrielle Landwirtschaft abgezapft wird. Anne Berest »Die Postkarte«, Berlin Verlag 2024: Vier Namen stehen auf einer Postkarte, die Anne Berests Mutter 2003 erreicht. Es sind ihre jüdischen Verwandten, die 1942 in Auschwitz ermordet wurden. Die Erzählerin begibt sich auf Spurensuche und der Leser nimmt auf erschütternde Weise Anteil am Schicksal dieser Familie. In diesem eindringlich geschriebenen Roman fragt sich die Autorin unter anderem, was es bedeutet, heute als Jüdin in Frankfurt ein normales Leben führen zu wollen. …

Robert Harris – Abgrund

Harris führt uns zurück ins England des Jahres 1914, unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Noch ist alles gut, müssen Millionen junger Männer nicht in die Schützengraben auf dem europäischen Kontinent Schutz suchen … Der Roman beginnt im Juli 1914, unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die damalige Regierung unter Premierminister H.H. Asquith steht vor schwierigen Herausforderungen. Doch leben die Engländer im Frieden, gehen schwimmen, amüsieren sich auf Parties, genießen ihr Leben. Zumindest jene, die der Upper Class angehören und ein finanziell sorgenfreies … ▹ Buchbesprechung lesen!

Alex Beer – Die weiße Stunde

Zugegeben. Auf Alex Beers Kriminalromane um August Emmerich als Hörbuch freue ich mich immer besonders. »Die weiße Stunde« ist bereits der sechste Fall für den kauzigen Ermittler August Emmerich und den (ehemals) adligen Ferdinand Winter. Ein grausamer Mord ruft Emmerich und seinen Assistenten Winter auf den Plan. Der Mord weist große Ähnlichkeit zu einer Mordserie auf, die bereits eine Dekade zurückliegt. Aufgeklärt wurden die Fälle damals nicht und so sucht der seinerzeit zuständige … ▹ Börbuchbesprechung lesen!

Amelia Martin im Interview

Mit ihrem neuen Roman »Salz und Schokolade« liefert die Autorin Amelia Martin einen packenden Roman zur jüngsten Geschichte Deutschlands. Im Interview erzählt die Autorin, warum sie ostdeutsche Geschichte in der entstehenden DDR zu ihrem Thema macht. Ein Interview über die Ambivalenz von Freiheit, die junge DDR und was Schokolade und Salz damit zu tun haben … ▹ Interview lesen!

Stefan Schröder – Die Jagd nach dem Brot

Es ist eine interessante Zeit, in der Stefan Schröder seinen Roman ansiedelt. Denn es beginnt ein Phänomen, dem wir auch heute wieder gegenüber stehen: Um 5.500 v. Chr. wandelt sich das Klima, es wird wärmer. Damit beginnt (nicht nur) in Mitteleuropa ein Prozess, der durch seine Folgen die Welt bis heute verändert hat. Und so hat der Roman, obwohl er in einer Zeit spielt, die über 7000 Jahre zurückliegt, brisante Aktualität. Die Tier- und Pflanzenwelt passt sich dem Wandel an. Somit verändern sich auch die Lebensumstände, und damit auch die Lebensgewohnheiten der Menschen. Es sind Jäger und Sammler, die sich nun dem neuen Wildangebot anpassen müssen. Das gewohnte Wild zieht sich in den Norden zurück, Wälder entstehen, wo vorher Steppe war, die Gewässer werden fischreicher, Waldtiere breiten sich aus. Rohstoffe werden knapper, so werden die aus Feuerstein gefertigten Klingen kleiner, aber auch vielfältiger, denn die Waffen müssen sich der Jagdbeute anpassen. Und die Menschen beginnen, länger an einem Ort zu verweilen. In dieser Zeit wandern auch immer mehr Ackerbauern und Viehzüchter in Europa ein, und …

Heidi Rehn – Die Buchhandlung in der Amalienstraße

Um 1900 war die Stadt München unter Künstler:innen ›the place to be‹. Dank des kunstaffinen Prinzregenten Luitpold entwickelte sich die Stadt an der Isar zu einer wahren Kunstmetropole. Aus ganz Europa zog es Kreative in die liberale, moderne Residenzstadt, um dort zu studieren, zu schreiben, zu philosophieren, zu leben. In den Schwabinger Cafés diskutieren Intellektuelle bei einem Kaffee über Gott und Welt. Wer an der Hochschule bei Franz von Stuck das Malen erlernen wollte, musste allerdings ein Mann sein. Frauen waren hier nicht zugelassen. Wie Frauen überhaupt dieses und auch und gerade jenes qua Geschlecht nicht durften. Diese Ungerechtigkeit galt es aufzuheben. In München traten engagierte Frauen wie Anita Augspurg, Sophia Goudstikker, Carry Brachvogel, Ilka Freudenberg, Helene Böhlau, Emma Haushofer-Merk und andere an, um für die Sache der Frauen zu kämpfen. Anspruchsvolle Unterhaltung Nicht von ungefähr verortet Rehn ihre zuletzt erschienen Romane in das München des (beginnenden) 20. Jahrhunderts. Es ist dies … ▹ Buchbesprechung lesen!

Julie Marsh – Die Ladys von Somerset

– »Ich bin keine Kupplerin.« Emma Smart, Die Ladys von Somerset, S.120 Wie wahr, möchte ich Emma beim Lesen dieser Zeile zurufen. Nein, Emma ist keine Kupplerin. Sie schreibt Theaterstücke, natürlich nicht unter ihrem Namen, aber eine Kupplerin ist sie gewiss nicht. Aber ach, Emma Smart, die Heldin dieser Geschichte, wird von Lady Darlington geradezu in diese Rolle gedrängt. Obwohl die kapriziöse Lady Emma eigentlich als Gesellschafterin für ihre Tochter engagiert hat … Und das alles nur, weil Emmas Oheim, ein ambitionierter Sammler edler Tabakdosen und säumiger Schuldner, von jetzt auf gleich in die Fleet geschleppt worden ist und sie ihn dort freikaufen muss. Genau das ist Emma indes mangels Vermögen nicht möglich ist, weshalb sie sich überhaupt erst bei der blasierten Lady Darlington in Somerset verdingen muss (»Sagten Sie Shakespeare? Der, der die Bücher geschrieben hat?«). Natürlich ahnt die Lady nichts von Emmas künstlerischen Ambitionen. Ihr geht es nur um eines; ihre Tochter Anthea soll profitabel unter die Haube respektive an den wohlhabenden Lord Livingstone gebracht werden. Doch hier, auf dem Landsitz der narzisstischen …

Felicia Otten – Die Landärztin

Thea Graven ist angehende Gynäkologin und Ärztin aus Überzeugung. Anfang der 50er Jahre ist es nicht selbstverständlich, dass sie eine Stelle in der Chirurgie der Hamburger Universitätsklinik bekommen hat. Viele Kriegsheimkehrer besetzen die Arztstellen, so dass sie froh sein kann, überhaupt als Ärztin arbeiten zu können …

Jasna Mittler – Blau Auge

»Ah oui« – Auf zwei Zeitebenen erzählt Jasna Mittler die Geschichte des besonderen Steins »Blauauge« und damit verbunden die von der Bildhauerin wider Willen Hanna Klopp und die von Monsieur Haüy. Dankenswerterweise erfährt der Leser gleich auf den ersten Seiten, dass sich der Name wie ›Ah oui‹ spricht. Der Kristallograph René Just Haüy ist nämlich der Namensgeber der Kristalle, zu denen auch »Blauauge« gehört. Sie sind in der Vulkaneifel häufig zu finden, allerdings ist Blauauge das größte Exemplar, das je gefunden wurde. Und wieder verloren wurde. Im 18. Jahrhundert reist René Just Haüy zusammen mit seinem Bruder nach Maria Laach. Sie quält ein geologisches Problem, was sie hoffen, in der Vulkaneifel lösen zu können. Auf ihrer Reise quält sie gleichermaßen auch eine große Hitze, und bestialischer Schwefelgestank. Was niemand der Beteiligten weiß: Ein Vulkan im fernen Island ▹ Buchbesprechung lesen!